(Frankfurt/Main, 20. August 2009) Die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise hat die Deutsche Bahn hart getroffen und den jahrelangen Wachstumskurs des Unternehmens gestoppt. Im ersten Halbjahr 2009 gingen die Umsätze im Transport- und Logistikbereich stark zurück, während der Personenverkehr stabil blieb und insgesamt sogar mehr Fahrgäste verbuchte. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG, Dr. Rüdiger Grube, sagte während der Halbjahres-Pressekonferenz in Frankfurt/Main: „Es wird einige Jahre dauern, bis wir wieder zu Volumina zurückkehren werden, wie wir sie in den Rekordjahren 2007/2008 hatten. Deshalb müssen wir strukturell Kosten senken, Prozesse optimieren und neue Geschäfte entwickeln.“ Mit dem DB-Programm reACT09, bei dem es neben Einsparungen auch um Maßnahmen zur Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit geht, wird konzernintern bereits massiv gegengesteuert. Dr. Grube stellte in diesem Zusammenhang klar: „Die Kunden können sich darauf verlassen, dass nicht beim Service, erst recht nicht bei der Sicherheit gespart wird.“
Als weitere Konsequenz aus der Krise kündigte der DB-Chef eine Phase der Konsolidierung an. Nach der Expansion in den vergangenen Jahren gelte es nun, die vielfältigen Akquisitionen nachhaltig zu restrukturieren. Eine solche Konsolidierungsphase sei Voraussetzung, um später wieder wachsen zu können. Als weitere zentrale Aufgabe bezeichnete Dr. Grube die aktuellen Verhandlungen mit den Zugherstellern. Die Industrie müsse die aufgetretenen technischen Probleme endlich lösen. Es sei nicht hinnehmbar, dass allein die Bahn Kosten und Folgen für nicht funktionsfähige Produkte übernehmen müsse.
Im ersten Halbjahr 2009 ging der Umsatz der DB AG gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 14 Prozent von 16,6 Milliarden Euro auf 14,3 Milliarden Euro zurück. Das bereinigte operative Ergebnis (EBIT bereinigt) reduzierte sich von 1,4 Milliarden Euro auf 671 Millionen Euro (minus 52,6 Prozent).
Die Anzahl der Beschäftigten der Deutschen Bahn AG betrug am 30. Juni 2009 knapp 237.000 und lag damit um rund 4.000 niedriger als ein Jahr zuvor. Die Nettofinanzschulden konnten gegenüber dem ersten Halbjahr 2008 um weitere 622 Millionen Euro auf 15,3 Milliarden Euro reduziert werden. Finanzvorstand Diethelm Sack: „Es ist momentan immer noch nicht klar erkennbar, ob die Weltwirtschaft die Talsohle erreicht hat und wann es wieder dauerhaft aufwärts geht. In einer solch einzigartigen Situation sind detaillierte Prognosen zum weiteren Geschäftsverlauf nicht machbar.“
Mehr Fahrgäste im Personenverkehr
Trotz der teilweise reduzierten Angebote im Fernverkehr wegen der ICE-Achsprobleme verzeichnete der Personenverkehr im ersten Halbjahr 2009 erneut gestiegene Fahrgastzahlen: Mit 958 Millionen Reisenden wurden mehr Menschen in den Zügen der DB befördert als je zuvor. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum bedeutet dies einen Anstieg um 16,8 Millionen Fahrgäste (plus 1,8 Prozent). Die Verkehrsleistung blieb mit 37,3 Milliarden Personenkilometer praktisch konstant. Im Busverkehr gab es dagegen einen leichten Rückgang um 1,5 Prozent bei der Zahl der Fahrgäste. Im ersten Halbjahr 2009 nutzten 392 Millionen Reisende die Busse der DB, das sind 5,8 Millionen weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Verkehrsleistung ging gegenüber dem 1. Halbjahr 2008 um 59 Millionen Personenkilometer oder 1,3 Prozent auf 4,6 Milliarden Personenkilometer zurück.
Krise trifft Transport und Logistik
In der Güterverkehrssparte ging die Menge der beförderten Güter auf der Schiene im Vergleich zu den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres um 51,5 Millionen Tonnen auf 145 Millionen Tonnen zurück. Das bedeutet ein Minus von 26,2 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2008. Die Verkehrsleistung ging im gleichen Zeitraum um 25,3 Prozent zurück, was einem Rückgang um rund 15 Milliarden Tonnenkilometer auf nunmehr 44,3 Milliarden entspricht. Weniger Leistung vermeldet auch der Bereich Spedition und Logistik. Die Zahl der Sendungen im europäischen Landverkehr ging von 37,3 auf 34,4 Millionen zurück, ein Minus von 7,9 Prozent. Das Luftfracht-Volumen verringerte sich im ersten Halbjahr um 173.000 Tonnen auf 456.300 Tonnen. Das ist ein Minus von 27,5 Prozent. Im selben Zeitraum ging das Seefracht-Volumen um 70.000 TEU auf 650.100 TEU zurück, ein Rückgang um 9,8 Prozent.
Entwicklung der Geschäftsfelder
Die Entwicklung der Geschäftsfelder verlief im ersten Halbjahr 2009 recht unterschiedlich. Während es die größten Umsatzeinbrüche bei DB Schenker Rail (minus 26,3 Prozent) und DB Schenker Logistics (minus 24,8 Prozent) gab, meldeten Zuwächse die Geschäftsfelder DB Netze Energie (plus 12,4 Prozent), DB Netze Personenbahnhöfe (plus 9,1 Prozent), DB Bahn Stadtverkehr (plus 4,9 Prozent) und DB Bahn Regio (plus1,3 Prozent).