++ AR-Vorsitzender Prof. Felcht: „Deutschland bleibt Kernmarkt der DB“ ++
(Berlin, 22. April 2010) Die Deutsche Bahn will das britische Verkehrsunternehmen Arriva übernehmen und macht den Aktionären des börsennotierten Unternehmens ein Angebot in Höhe von 775 Pence pro Aktie. Das teilte am heutigen Donnerstag die DB in Berlin mit, nachdem der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG tags zuvor auf einer außerordentlichen Sitzung grünes Licht für die geplante Übernahme gegeben hatte. Nach Angaben des Aufsichtsratsvorsitzenden Prof. Utz-Hellmuth Felcht hat das Kontrollgremium die Offerte gründlich diskutiert und auch vor dem Hintergrund eines unabhängigen Wertgutachtens einer großen Bank zugestimmt. Prof. Felcht: „Der Aufsichtsrat legt bei seiner Entscheidung großen Wert auf die Feststellung, dass Deutschland weiter der Kernmarkt für die DB bleiben wird. Für die deutschen Kunden wird es dadurch keinerlei Einschränkungen oder Abstriche geben.“
Dr. Rüdiger Grube zeigte sich „sehr froh über diese Entscheidung des Aufsichtsrates. Arriva ist ein sehr erfolgreiches privatwirtschaftlich aufgestelltes Personenverkehrsunternehmen in Europa.“ Arriva ist mit Zug- und Busverkehren außer in Großbritannien in elf weiteren europäischen Ländern, darunter Deutschland, vertreten. Das Unternehmen machte 2009 einen Umsatz von rund 3,15 Milliarden Pfund und beschäftigte 42.300 Mitarbeiter.
Nach einem erfolgreichen Vollzug des Angebotes könne die DB mit den Arriva-Aktivitäten ihre Marktposition in Europa deutlich stärken, erläuterte Grube. Denn der Wettbewerb in Deutschland wie in Europa werde weiter zunehmen. Die DB müsse sich dieser Herausforderung stellen – gerade im ureigenen Interesse ihrer Kunden und Mitarbeiter. Grube: „Die Marktanteile der DB im deutschen Nahverkehr werden in den nächsten Jahren – politisch gewollt - rückläufig sein. Und gleichzeitig werden die Nahverkehrsmärkte in Europa weiter aufgeteilt. Wir haben jetzt die Chance, uns an der Markterschließung in Europa zu beteiligen oder aber wir leiten unseren eigenen Schrumpfungsprozess ein. Die DB will jedoch Treiber und nicht Getriebene sein.“
Man könne sich entweder über organisches Wachstum oder Ausschreibungsverfahren im Ausland weiterentwickeln oder eben durch eine Akquisition. Grube: „Arriva bietet uns exzellente Chancen. Ohne diesen Zukauf bräuchten wir – auf uns allein gestellt – viele Jahre, um uns eine solche Wettbewerbsposition zu erarbeiten. Durch den Kauf sparen wir Zeit und Geld.“ Der Vorstandsvorsitzende stellte klar, dass es zu keinerlei Einschränkungen für den Wettbewerb hierzulande kommen werde. Nach ersten Gesprächen mit den Wettbewerbsbehörden ginge die DB davon aus, „dass wir in Deutschland die Eisenbahnaktivitäten von Arriva veräußern werden“.
Grube stellte klar, dass man die Akquisition nicht um jeden Preis mache: „Das Geschäft muss wirtschaftlich vernünftig sein.“ Befürchtungen, die DB könne wegen des Kaufs von Arriva ihre Kunden in Deutschland vernachlässigen, wies Grube als unbegründet zurück: „Es bleibt dabei, wir bringen unser Brot- und Buttergeschäft hierzulande vorrangig in Ordnung.“ Von den geplanten Investitionen der DB in Höhe von 41 Milliarden Euro in den kommenden fünf Jahren gehe durch die Akquisition kein einziger Euro für Sicherheit, Service oder Qualität in Deutschland verloren. Der DB-Chef abschließend: „Arbeitsplätze im Ausland sichern bekanntlich Arbeitsplätze im Inland. Je stärker wir in Europa sind, desto sicherer sind unsere Arbeitsplätze zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen.“
Nach Angaben der DB bleibt die Firmenzentrale von Arriva im englischen Sunderland. Ebenso setzt die DB auf eine enge Zusammenarbeit mit dem bisherigen Management von Arriva. Darüber hinaus soll die Marke Arriva außerhalb Deutschlands erhalten bleiben. Grube: „Wir wollen zukünftig nach einem erfolgreichen Zusammenschluss unsere europäischen Aktivitäten im Personennahverkehr bündeln. Dazu werden wir gemeinsam mit dem Management die notwendigen Strukturen abstimmen.“