(Berlin, 17. Dezember 2015) Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG (DB AG) hat am Mittwochabend ein mehrjähriges Programm des Vorstandes für eine grundlegende Umstrukturierung der Eisenbahn in Deutschland gebilligt. Wie der Vorstandsvorsitzende der DB AG Dr. Rüdiger Grube sagte, wurde in den vergangenen Monaten fast jeder Stein im DB-Konzern umgedreht. Das Ergebnis: „Erstens: Wir räumen auf. Zweitens: Wir werden konsequenter – vor allem im Hinblick auf die Zufriedenheit unserer Kunden. Und drittens: Wir greifen an. Mit besserer Pünktlichkeit und Qualität.“
Zum Aufräumen gehört neben personellen und strukturellen Veränderungen auch ein Abbau überbordender Komplexität. Der DB-Konzernumbau und die vorgelegte Mittelfristplanung werden in der Konzern-Bilanz Spuren hinterlassen. Dr. Grube erwartet Sonderbelastungen in diesem und im nächsten Geschäftsjahr in Höhe von zwei Milliarden Euro. Davon entfallen 1,3 Milliarden Euro auf Sonderabschreibungen im Schienengüterverkehr. Weitere 700 Millionen beziehen sich auf Rückstellungen für Restrukturierungsmaßnahmen. Endgültige Werte werden erst mit den Jahresabschlüssen 2015 beziehungsweise 2016 feststehen.
Beim zweiten Punkt machte Dr. Grube deutlich, dass sich alle Führungskräfte des DB-Konzerns noch konsequenter als bisher an Zielen wie Pünktlichkeit, Qualität und Service messen lassen müssen.
Drittens erläuterte Dr. Grube, dass der DB-Konzern auf ihren jeweiligen Märkten angreifen werde: „Wir spielen offensiv.“ Dies gelte sowohl für den Personen- als auch für den Schienengüterverkehr. Ebenfalls wachsen wolle der DB-Konzern mit den internationalen Geschäften von DB Schenker Logistics und DB Arriva. Auch deshalb werde in den kommenden fünf Jahren 55 Milliarden Euro über alle Geschäftsfelder hinweg investiert: für mehr Qualität, mehr Kunden und mehr wirtschaftlichen Erfolg. Der Investitionsschwerpunkt liegt mit rund 50 Milliarden Euro nach wie vor in Deutschland und hier wiederum mit fast 40 Milliarden Euro in der Infrastruktur. Die Investitionen beinhalten einen Betrag von rund 20 Milliarden Euro, der durch den DB-Konzern finanziert wird.
Kernstück des größten Konzernumbaus seit der Bahnreform 1994 ist das nunmehr gestartete mehrjährige Programm „Zukunft Bahn“, das vom stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der DB AG Dr. Volker Kefer geleitet wird und dessen Geschäftsführung auch Personen- und Schienengüterverkehrsvorstand Berthold Huber und Personalvorstand Ulrich Weber angehören.
In ihrem Kerngeschäft setzt der DB-Konzern konsequent auf mehr Kundenorientierung und damit auf eine Steigerung von Produkt- und Servicequalität. Bessere Prozesse und Strukturen, nicht zuletzt durch neue digitale Technologien, sollen zudem Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit erhöhen.
Personen- und Schienengüterverkehrsvorstand Huber über die konkrete Stoßrichtung: „Pünktliche Züge, zuverlässige Reiseinformationen sowie stabiler Internet- und Telefonempfang: Das wollen unsere Kunden und das wollen wir auch liefern.“
Zur deutlichen Steigerung der Pünktlichkeit ihrer Züge - vor allem im Fernverkehr - strukturiert der DB-Konzern seine betrieblichen Abläufe neu. Unter anderem werden mit digitaler Technik und mobilen Einsatzteams die Zahl der technischen Störungen an Fahrzeugen und der Infrastruktur deutlich reduziert, Fahrpläne verlässlicher konstruiert und Zeitpuffer anders zugeordnet. Digitale Weichendiagnoseverfahren sollen Ausfälle um bis zu 50 Prozent reduzieren. Darüber hinaus wird die Pünktlichkeit durch einen mittelfristig verfügbaren Abschleppdienst für Loks, verbesserte Vegetationskontrollen sowie neue digitale Fahrassistenzsysteme für die Lokführer verbessert. Bereits im nächsten Jahr soll im Fernverkehr im Durchschnitt eine Pünktlichkeit von 80 Prozent erzielt werden – ein erhebliches Plus gegenüber 2015.
Ab 2016 führt der DB-Konzern eine neue technische Plattform zur rechtzeitigen und korrekten Information aller Reisenden ein: Widersprüchliche oder fehlende Angaben zu Gleiswechseln oder geänderten Wagenreihungen gehören dann der Vergangenheit an. Kunden können sich dann sowohl über die mobilen Apps und digitalen Informationskanäle als auch über die DB Mitarbeiter in den Zügen verlässlich informieren. Auf Basis einer neuen technischen Plattform werden die Kunden auch durch mehrzeilige Gleisanzeiger ab 2016 auf allen großen Fernbahnhöfen informiert. Die Prognosen für Abfahrts- und Ankunftszeiten werden dabei durch Big Data-Analysen sukzessive weiter verbessert.
Der DB-Konzern schafft mit dem Aufbau eines einheitlichen WLAN-Portals (WLAN@DB) für alle dafür ausgebauten Fern- und Nahverkehrszüge sowie für die Bahnhöfe bis 2020 schrittweise das größte mobile WLAN-Netz Deutschlands. Basis ist das kürzlich bereits eingeführte ICE-Portal, mit dem bereits heute die Fahrgäste Echtzeit-Reiseinformationen, aktuelle Nachrichten und ab 2016 ein umfangreiches Film- und Musikprogramm nutzen sowie ins Internet gehen können. Künftig soll ein entsprechendes Angebot auch für Kunden im Bahnhof und IC-Zügen sowie in Absprache mit den Aufgabenträgern auch in Nahverkehrszügen zur Verfügung stehen. Parallel dazu baut der Db-Konzern ab 2016 neue Empfangstechnik in ICE-Züge ein, die sowohl die Telefon- als auch die Internetnutzung verbessern.
Mit einem umfassenden Programm zur Komfortsteigerung an Bord ihrer Züge erhöht der DB-Konzern ab 2016 die Qualität und Verfügbarkeit von Bordgastronomie und Toiletten spürbar. Dazu werden beispielsweise zusätzliche mobile Entstörungsteams eingeführt sowie Bordpersonal durch Entlastung von betrieblichen Aufgaben für zusätzliche Serviceleistungen für Kunden eingesetzt.
Der DB-Konzern startet darüber hinaus ab 2016 kurzfristige Maßnahmen, um den Aufenthaltskomfort an Bahnhöfen zu steigern. Das Programm verbessert die Zuverlässigkeit von Aufzügen und Fahrtreppen an Bahnhöfen in Ballungszentren; Wartebereiche in großen Bahnhöfen werden modernisiert und mit WLAN ausgestattet. Daneben renoviert der DB-Konzern 31 unterirdische S-Bahn-Stationen in den nächsten Jahren. Rund zwei Millionen Pendler werden davon profitieren. Weitere zwei Millionen Menschen in den Regionen sollen über den Neubau von 350 Stationen bis 2025 einen direkten Bahnanschluss erhalten.
DB Schenker Rail stellt sich mit einem neuen Geschäftsmodell im Güterverkehrgrundlegend neu auf: Das Produktionssystem wird radikal vereinfacht und dadurch weniger störanfällig. Ziel ist es, das zugesagte Leistungsversprechen gegenüber dem Kunden zu 95 Prozent einzulösen. Dafür wird für einen Großteil der Verkehre ein stabiles Qualitätsnetzwerk mit einem Jahresfahrplan und festgelegten Frequenzen eingeführt. Davon unabhängig werden aber auch kurzfristige Verkehre weiterhin organisiert. Qualitätssteigerungen und niedrigere Produktionskosten sollen die Netzauslastung erhöhen. Zudem tragen der Aufbau eines modernen Vertriebs- und Ertragsmanagements sowie die Erweiterung des europäischen Netzwerks dazu bei, ab 2018 ein Wachstum von einem Prozent über dem europäischen Markt bei DB Schenker Rail zu realisieren.
Um Wettbewerbsnachteile abzubauen, setzt der DB-Konzern im gesamten Konzern noch stärker auf Flexibilisierung. Schicht- und Einsatzpläne sollen variable gestaltet werden, um etwa die Instandhaltung der Züge mit mobilen Teams zu optimieren. Gleichzeitig werden Mitarbeiter und Führungskräfte stärker am gemeinsamen Erfolg teilhaben. Die variable Vergütung für Führungskräfte ändert sich ab 2016 grundlegend. Kundenzufriedenheit sowie gemeinsame und geschäftsfeldübergreifende Qualitäts- und Serviceziele werden künftig bei der erfolgsabhängigen Vergütung gleichberechtigt neben den wirtschaftlichen Zielen stehen.
Fazit: Die Qualitätssteigerungen werden zu deutlich mehr zufriedenen Kunden und in der Folge zu einer stabilen wirtschaftlichen Entwicklung des gesamten DB-Konzerns führen.