(Berlin, 29. Juli 2021) Mehr Reisende, mehr Güter, mehr Umsatz: Seit dem zweiten Quartal 2021 verzeichnet der Deutsche Bahn Konzern (DB-Konzern) einen spürbaren Aufwärtstrend. Mit den Lockerungen der Corona-Beschränkungen in Deutschland zieht seit April auch die Nachfrage im besonders stark von der Pandemie betroffenen Fernverkehr wieder kräftig an. Gleichwohl hat der harte und mehrfach verlängerte Lockdown im ersten Halbjahr 2021 tiefe Spuren in der Bilanz hinterlassen. Für mehr klimafreundliches Wachstum investierte der DB-Konzern trotz Pandemie weiter auf Rekordniveau – bei der Eisenbahn in Deutschland sogar stärker als zuvor.
Der DB-Konzern schließt die ersten sechs Monate 2021 pandemiebedingt mit einem operativen Verlust (EBIT bereinigt) in Höhe von 975 Millionen Euro ab. Zusammen mit außerordentlichen Effekten, Zinsen und Ertragssteuern führte dies zu einem Verlust nach Steuern von 1,4 Milliarden Euro. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2020 konnte der Verlust damit aber insgesamt deutlich verringert werden. Beim Umsatz verbesserte sich der DB-Konzern um 12,2 Prozent auf 21,8 Milliarden Euro.
Positiv wirkte sich die sehr gute Entwicklung der Logistik-Tochter DB Schenker aus. Trotz Pandemie schlossen unter anderem auch die Geschäftsfelder DB Regio, DB Netze Fahrweg und DB Cargo bei den Umsätzen besser ab als im ersten Halbjahr 2020.
Richard Lutz: „Gerüstet für mehr Reisende und Wachstum“
„Wir machen noch mehr Tempo für nachhaltige Mobilität und Logistik. Unser Angebot war nie besser als heute - wir sind gerüstet für mehr Reisende und Wachstum“, sagte Dr. Richard Lutz, DB-Vorstandsvorsitzender in Berlin. So gebe es substanzielle Verbesserungen bei Flotte und Netz, etwa durch neue XXL-ICE und fast 2.000 Kilometer erneuerte Gleise allein in 2021.
Der Bahn-Chef betonte die Bedeutung des DB-Konzerns für das Erreichen der Klimaziele in Deutschland und Europa: „Das verheerende Hochwasser hat uns einmal mehr bewusst gemacht, wie gravierend die Folgen des Klimawandels bereits sind. Deshalb ist die Schiene wichtiger denn je für eine nachhaltige Entwicklung. Der Aufwärtstrend der vergangenen Wochen bestätigt uns: Die Menschen wollen wieder Bahn fahren.“
Mit rund 5,6 Milliarden Euro Brutto- und rund 2,7 Milliarden Euro Netto-Investitionen knüpfte der DB-Konzern in den ersten sechs Monaten 2021 an die höchsten Halbjahreswerte seiner Geschichte in 2020 an. Die Mittel fließen in eine moderne Infrastruktur, aber auch in neue Züge. Die Rekord-Investitionen vor allem in die Eisenbahn in Deutschland tragen dazu bei, die Qualität künftig weiter zu steigern. Im ersten Halbjahr 2021 lag die Pünktlichkeit bei DB Fernverkehr bei 79,5 Prozent (im ersten Halbjahr 2020: 83,5 Prozent). Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2020 wirkte unter anderem die wieder gestiegene Betriebsleistung auf der Infrastruktur belastend.
Im ersten Halbjahr 2021 nutzten deutschlandweit rund 480 Millionen Reisende die Züge des DB-Konzerns (im ersten Halbjahr 2020: rund 663 Millionen). Vor der Corona-Pandemie waren es im ersten Halbjahr 2019 noch über eine Milliarde Fahrgäste. DB Regio beförderte im ersten Halbjahr 2021 rund 27 Prozent weniger Menschen als im ersten Halbjahr 2020. Besonders groß war der Rückgang mit 34 Prozent bei DB Fernverkehr. Dabei sind die Halbjahreszahlen 2020 und 2021 allerdings nur eingeschränkt vergleichbar, weil der Anfang von 2020 noch ohne jeden Corona-Einfluss war. Ursache für die Einbußen bei DB Fernverkehr sind die Lockdowns über das gesamte erste Quartal hinweg. Inzwischen haben Auslastung und Buchungen spürbar angezogen. Im zweiten Quartal 2021 liegen die Reisendenzahlen um rund 50 Prozent oberhalb des zweiten Quartals des Vorjahres.
Die Schienengüterverkehrstochter DB Cargo schaffte bei den Transportmengen die Wende zum Wachstum – auch dank gestiegener Nachfrage nach klimafreundlichen Lieferketten. DB Cargo legte bei der Verkehrsleistung gegenüber dem ersten Halbjahr 2020 um 12,6 Prozent auf 43 Milliarden Tonnenkilometer zu.
Die global tätige Logistik-Tochter DB Schenker übertraf bei Weitem die entsprechenden Vorjahreswerte. Mit einem operativen Gewinn von 627 Millionen Euro erreichte DB Schenker 2021 den besten Halbjahreswert seiner Geschichte. Die DB-Tochter profitierte vom hohen Bedarf an stabilen weltweiten Logistik-Ketten und konnte ihr Ergebnis gegenüber dem ersten Halbjahr 2020 mehr als verdoppeln. Die europäische Nahverkehrstochter DB Arriva machte erneut Verluste, verbesserte sich aber deutlich gegenüber dem ersten Halbjahr 2020.
Finanzvorstand Holle: „Aufwärtstrend fortsetzen“
„Wir überwinden Schritt für Schritt die harten Folgen der Pandemie. Denn wir wollen den Aufwärtstrend fortsetzen und künftig als Konzern wieder schwarze Zahlen schreiben“, sagte Finanzvorstand Dr. Levin Holle: „Damit das gelingt, müssen wir alle im DB-Konzern unseren Beitrag leisten. Intelligentes Sparen und konsequente Investitionen in die Zukunft sind zwei Seiten einer Medaille.“ Holle bekräftigte, dass der DB-Konzern die Hälfte der Corona-Schäden in Höhe von mehr als 10 Milliarden Euro (von 2020 bis 2024) selbst ausgleichen wolle.
Für das Gesamtjahr 2021 rechnet der DB-Konzern erneut mit einem negativen operativen Ergebnis (EBIT bereinigt), auch weil die Lockdown-Monate zu Jahresbeginn voraussichtlich nicht mehr voll aufzuholen sind. Der operative Verlust dürfte mit etwa zwei Milliarden Euro aber deutlich niedriger ausfallen als 2020. Der DB-Konzern geht davon aus, dass der Umsatz 2021 auf mehr als 42 Milliarden Euro steigt. Der Ausblick ist allerdings weiterhin sehr stark mit Unsicherheiten unter anderem bezüglich des weiteren Verlaufs der Corona-Pandemie behaftet.