(Berlin, 27. Juli 2023) Die Nachfrage im Personenverkehr des Deutsche Bahn Konzerns (DB-Konzern) in Deutschland ist im ersten Halbjahr 2023 weiter gestiegen. Das Deutschland-Ticket hat diesen Trend bereits in den ersten zwei Verkaufsmonaten mit branchenweit rund elf Millionen Abonnent:innen im öffentlichen Personennahverkehr zusätzlich beflügelt.
Trotz erschwerter Rahmenbedingungen wie anhaltender Inflation und Preisrückgängen an den internationalen Frachtmärkten hat der DB-Konzern im ersten Halbjahr 2023 mit 331 Millionen Euro erneut ein positives operatives Ergebnis (EBIT bereinigt) erzielt. Der operative Gewinn ist aber, auch wegen hoher Vorleistungen für Infrastrukturmaßnahmen zur Verbesserung von Qualität und Kapazität, um 545 Millionen Euro (rund 62 Prozent) gesunken. Der Konzernumsatz (bereinigt) betrug im ersten Halbjahr 2023 rund 25 Milliarden Euro (im ersten Halbjahr 2022: rund 28 Milliarden Euro).
„Unser Nachfragepotenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft“, sagte DB-Vorstandsvorsitzender Dr. Richard Lutz in Berlin: „Das ist eine gute Nachricht für die DB und für das Klima.“ Er unterstrich: „Der Rückenwind für die Eisenbahn zeigt: Es ist unerlässlich, auch in herausfordernden Zeiten konsequent weiter in mehr Verkehr auf der klimafreundlichen Schiene zu investieren. Gleichzeitig arbeiten wir entschlossen daran, unsere Wirtschaftlichkeit zu erhöhen.“
Bahnchef Lutz: Schlüssel sind Verbesserungen im Schienennetz
Der Umsatz- und Ergebnisrückgang ist auch auf die Normalisierung der Frachtraten in der Luft- und Seefracht zurückzuführen. Wie erwartet hat sich diese weltweite Entwicklung auch auf DB Schenker ausgewirkt. „DB Schenker hat trotz der sich normalisierenden Frachtraten im Luft- und Seefrachtverkehr im ersten Halbjahr 2023 einen deutlichen operativen Gewinn von 626 Millionen Euro erzielt“, sagte Lutz.
Das operative Ergebnis von DB Schenker liegt damit auf einem fast dreimal so hohen Niveau wie vor der Corona-Pandemie.
Im Systemverbund Bahn, haben im ersten Halbjahr 2023 alle Geschäftsfelder ihre Umsätze teils deutlich gesteigert. Dazu hat die gewachsene Nachfrage im Personenverkehr beigetragen: Über 808 Millionen Reisende im Schienenverkehr verzeichnete DB Regio im ersten Halbjahr 2023 (+11,5 Prozent). DB Fernverkehr verzeichnete mehr als 68 Millionen Reisende (+15,4 Prozent).
Bei der Verkehrsleistung lag DB Fernverkehr mit rund 21,7 Milliarden Personenkilometern deutlich über dem Wert aus dem ersten Halbjahr 2022 und auch über dem Rekordhalbjahr 2019. Beim operativen Ergebnis verbesserte sich DB Fernverkehr um mehr als 130 Millionen Euro
Im Schienengüterverkehr schreibt DB Cargo weiter Verluste. Negativ hat sich unter anderem das verschlechterte Wettbewerbsumfeld für den Schienengüterverkehr mit im Vergleich zu den Sprit- deutlich höheren Strompreisen und einer geringen Marktdynamik ausgewirkt.
Insgesamt hat der Systemverbund Bahn im ersten Halbjahr 2023 einen Verlust von 339 Millionen Euro verzeichnet. Größter Treiber waren die deutlich höheren Aufwendungen von DB Netze Fahrweg für die Umsetzung von Maßnahmen zur Verbesserung von Qualität und Kapazität in der Infrastruktur.
Unter anderem weil deutschlandweit auf Rekordniveau gebaut und modernisiert wird, ist die Pünktlichkeit bei DB Fernverkehr im ersten Halbjahr 2023 auf 68,7 Prozent gesunken (erstes Halbjahr 2022: 69,6 Prozent). „Auch wenn das allen Beteiligten aktuell viel abverlangt: Der Schlüssel zu nachhaltigen Verbesserungen für unsere Kundinnen und Kunden liegt in der Infrastruktur“, sagte Bahnchef Lutz.
Finanzvorstand Holle: In allen Bereichen produktiver werden
Der DB-Konzern ist im ersten Halbjahr 2023 bei Infrastrukturmaßnahmen massiv in Vorleistung gegangen. „Wir haben trotz angespannter finanzieller Lage unseren Mitteleinsatz für Verbesserungen in der Schieneninfrastruktur deutlich verstärkt. Das ist eine einmalige Kraftanstrengung, bis im kommenden Jahr die angekündigte höhere Bundesförderung wirksam wird“, sagte Finanzvorstand Dr. Levin Holle.
Der DB-Konzern hat die Netto-Investitionen (ohne Investitionszuschüsse) im ersten Halbjahr 2023 um 13,1 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro gesteigert. Die Brutto-Investitionen (inklusive der Investitionszuschüsse) sind um 16,7 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro gewachsen. Mehr als 90 Prozent der Brutto-Investitionen fließen weiterhin in die Eisenbahn in Deutschland – etwa in Gleise, Bahnhöfe und neue Züge.
„Um unsere Zukunftsinvestitionen abzusichern, müssen wir in allen Bereichen produktiver und effizienter arbeiten“, betonte Holle. Zusätzliche Kosten müssten durch mehr Produktivität und höhere Erträge ausgeglichen werden.
Holle verwies auf die Rahmenbedingungen, die sich für den DB-Konzern 2023 verschlechtert haben, wie gesunkene Frachtraten, gestiegene Zinsen und die anhaltende Inflation. Anstehende Tarifabschlüsse dürften künftig ebenfalls zu höheren Aufwendungen führen.
Aufgrund dieser Belastungen rechnet der DB-Konzern für das Gesamtjahr 2023 – wie bereits im März prognostiziert – mit einem deutlich negativen operativen Ergebnis. Der operative Verlust wird jetzt mit etwas weniger als einer Milliarde Euro erwartet. Der Konzernumsatz wird voraussichtlich etwa 51 Milliarden Euro betragen. Alle Vorhersagen sind wegen weiterhin volatiler Marktentwicklungen mit großen Unsicherheiten behaftet.